Stop-Motion Film zur COVID-19 Pandemie

Da wir aufgrund der COVID-19 Pandemie die Kunst Klausur zu Alexandra Mir nicht nach den Osterferien schreiben konnten, konzipierte unser Lehrer Herr Weiss eine Klausurersatzleistung. Die Klausurersatzleistung bestand aus einer Hinführung einzelner Elemente, die im Kontext zusammengefügt werden. Beginnend mit mindestens zwei Skizzen, erstellten wir aus dieser Idee einen Stop-Motion Film. Anschließend wurde das Ergebnis begründet. Bevor ich die Aufgabenstellungen und meine Ergebnisse präsentiere, erläutere ich, was genau ein Stop-Motion Film ist. Viel Spaß!

Stop Motion? Was ist das?

Stop-Motion sind Filme, die aus der Zusammensetzung von Einzelbildern bestehen. Dabei wird die Illusion einer Bewegung erzeugt, indem die Figuren oder Gegenstände im Film sich in jedem Einzelbild ein wenig bewegen. Dies sollte schnell erfolgen, sodass das Auge die Übergänge nicht mehr wahrnehmen kann. Diese Technik ist zwar zeitaufwändig, aber dennoch eine sehr einfache Art, Filme mit Figuren oder Gegenständen zu drehen, ohne eine Computeranimation anwenden zu müssen. 

Aufgabe 1: 

Entwickeln Sie mindestens zwei Skizzen, in denen Sie verschiedene Darstellungsmöglichkeiten erproben um das Thema „Helden-, Ideal- und Vorbilder“ und das Selbstbild während der COVID-19 Pandemie zu visualisieren. 


Aufgabe 2: 

Entwickeln Sie ausgehend von einer der Skizzen einen Stop Motion Film zum Thema „Helden-, Ideal- und Vorbilder“ und das Selbstbild während der COVID-19 Pandemie. Ergänzen Sie dabei abbildhafte Anteile einer Selbstdarstellung mit eigenen Darstellungsweisen zur Umsetzung des Themas. Kombinieren Sie Techniken der Fotografie, Malerei oder Grafik, oder nutzen Sie auch technische Mittel zur Verfremdung und Reduktion (Radiergummi, Feuer…) in Ihrem Werk. 

Konzipieren Sie Ihr Werk so, dass weiterführende Assoziationen möglich werden. Finden Sie einen eigenen Standpunkt im Themenbereich.  

Achten Sie darauf, dass die Anwendung der Gestaltungsmittel mit Ihrer intendierten Wirkung korrespondiert

Wichtig! Da die Möglichkeit nicht besteht, meinen Stop-Motion Film hochzuladen, habe ich einige Ausschnitte als Bildergalerie hinzugefügt. Zudem habe ich keinen YouTube-Kanal, weshalb ich auch keinen Link beifügen kann. 


Aufgabe 3: 

Erläutern Sie Ihre Umsetzung des Themas und begründen Sie ihre gestalterischen Entscheidungen hinsichtlich Ihrer intendierten Wirkung. Beurteilen Sie anschließend ihr Werk kritisch. 

 

Es sind bereits zwei Monate vergangen, seitdem die Covid-19-Pandemie zu großen Veränderungen unseres täglichen Lebens geführt hat. Die Schulen und Kitas waren für viele Wochen geschlossen, viele Menschen mussten zum Home-Office wechseln,  viele Geschäfte und sogar alle Grenzen mussten geschlossen werden und vielerorts wurde die Kurzarbeit eingeführt. Mittlerweile dürfen einige Jahrgänge wieder zur Schule gehen, wobei die meisten Schüler während des gesamten Unterrichts Schutzmasken tragen müssen.

Die Geschäfte durften mittlerweile wieder öffnen, aber es besteht überall eine Maskenpflicht und die Pflicht der Einhaltung des Mindestabstandes.

Seit Beginn der Pandemie herrschen in den Menschen verschiedene Arten von Gefühlen. Von Angst, Panik, Hilflosigkeit, Unwissenheit über Trauer bis hin zu völligem Desinteresse.

Die meisten Menschen fürchten sich davor, sich mit diesem unberechenbaren Virus anzustecken. Andere wiederum glauben an Verschwörungstheorien, dass das Coronavirus eine Biowaffe sei, dass man die Menschen nur zu einer Impfung zwingen möchte, um sie besser überwachen zu können oder dass eine neue Weltordnung geschaffen werden solle. Die Gefühle und Meinungen sind gespalten.

 

Alltägliche Aufgaben sind zur Herausforderung geworden. Besonders das Einkaufen.

Zu Beginn der Pandemie waren die Menschen zurecht völlig überfordert. Was würde geschehen? Durfte man überhaupt noch vor die Tür gehen? Durfte man überhaupt noch etwas einkaufen? Was sollte man in der Zeit der Ansteckungsgefahr essen und trinken? Wie sollte man seine älteren Angehörigen und Nachbarn versorgen?

Die Menschen begannen vor lauter Angst vor dem Ungewissen Hamsterkäufe zu tätigen und alles Haltbare zu horten.

 

Und genau zu diesem Thema wollte ich gern meinen Stop-Motion Film drehen.

 

Das Einkaufen zählt zu den größten „Ungewohnheiten“ seit Beginn dieser Pandemie. Vermeiden lässt sich dies jedoch nicht. Wir sind auf Nahrung und viele andere Konsumgüter angewiesen. Daher waren die Supermärkte und Discounter auch während der Corona-Krise durchgehend geöffnet, während alle anderen Geschäfte, Restaurants und auch Friseure schließen mussten. Die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen wichtigen Produkten sollte nicht unterbrochen werden.

 

In der Zeit der Hamsterkäufe wurden einige Produkte zur absoluten Mangelware: Toilettenpapier, Mehl, Desinfektionsmittel und Trockenhefe. Ohne Desinfektionsmittel, Mehl und Hefe lässt es sich auch gut leben, aber das fehlende Toilettenpapier entwickelte sich in ganz Deutschland zu einem ernsthaften Problem!

Da war man plötzlich in seiner persönlichen Körperhygiene eingeschränkt!

In meiner ersten Skizze veranschauliche ich zunächst  den Kampf um Toilettenpapier. Zwei roboterähnliche Figuren (Stik-Bot) streiten sich um die letzte Packung Toilettenpapier. Das Toilettenpapier und das Mehl schauen dabei gespannt zu. Ich habe mich in meinen Skizzen und in meinem Film auf das Toilettenpapier konzentriert, weil dessen Mangel für eine Hysterie gesorgt hatte. In dieser Skizze ist ein Zusammenspiel von Aggressivität und Verwirrung zu erkennen.

 

Diese Skizze soll den Beginn der Pandemie darstellen, als es noch keine Maskenplicht gab und Mangel an Toilettenpapier und Mehl herrschte. Mittlerweile hat sich das Problem ja gelegt.

 

Als die Menschen von Covid-19 erfuhren, gerieten sie nach und nach in Panik. Sie tätigten Hamsterkäufe, die Nachfrage war plötzlich größer als das Angebot. Die Nachlieferungen blieben aus, weil die Ware teilweise an den Grenzübergängen hängen blieb oder weil das, was geliefert werden konnte, sofort wieder ausverkauft war. Ein Chaos breitete sich aus.

 

Bei den Hamsterkäufen wurde keine Rücksicht auf andere genommen. Es herrschte die Angst, dass diese Produkte irgendwann nicht mehr zu kaufen sein könnten und dies zu Problemen in den Haushalten führen könnte. Das Toilettenpapier beispielsweise ist jeden Tag von Nöten und mit dem Mehl kann gut Brot gebacken werden. Die Menschen hatten schlichtweg Angst, auf wichtige Gewohnheiten verzichten zu müssen und kauften daher mehr, als sie verbrauchen würden. Außerdem mussten Viele auch für ältere Angehörige oder Nachbarn mit einkaufen.

 

Während des Einkaufens stürzten sich die Menschen gezielt auf die Produkte, die am meisten benötigt wurden und die am schnellsten ausverkauft waren. Neben dem Stress und der Angst des sich Ansteckens, löste der ,,Kampf’’ um die Produkte Wut und Aggressionen in den Menschen aus. Viele waren empört über die leeren Regale, die eben durch andere Menschen verursacht wurden.  Es war ein ständiger Wettbewerb zwischen den Kunden, wer am schnellsten die gewünschten Produkte ergattern würde.

 

In der zweiten Skizze schaut eine Figur gerade Fernsehen. Diese Figur soll meinen Nachbarn darstellen, der sich über einen Nachrichtenbeitrag aufregt. Dabei handelt es sich um die erste Skizze, auf der ich mich mit dem anderen Kunden um das Toilettenpapier streite. Wir wurden wohl gefilmt.  Diese Skizze greift also die erste Skizze aus einer anderen Perspektive wieder auf.

 

Neben den Menschen, die Hamsterkäufe tätigen, gibt es Menschen, die sich über diese aufregen. Sie sind wütend und irritiert darüber, wie rücksichtslos und egoistisch die Gesellschaft durch diese Pandemie wurde.

 

Menschen, die diese Produkte dringend benötigen, haben keine Chance, diese zu erhalten, während Andere diese Produkte horten. Die Wahl zwischen „Rücksicht nehmen und auf einen Überkonsum verzichten“ oder „keine Rücksicht nehmen und horten“ fällt den Menschen schwer.

Die beiden Skizzen greifen insgesamt den Kontrast zwischen Wut und Unverständnis auf.

 

Der Stop-Motion Film beginnt mit einer Szene vor gefüllten Regalen. Davor befinden sich Toilettenpapierrollen und Mehlpackungen auf Sonnenliegen. Es herrscht eine entspannte Atmosphäre. Mit den kleinen Tieren, wie dem Krebs oder der Schildkröte, den Badelatschen, den Sonnenschirmen, dem Segelboot und den Palmen visualisiere ich das Gefühl von Urlaub am Meer. Die Intention ist es, zu verdeutlichen, dass das Toilettenpapier und das Mehl vor der Corona-Krise keine Waren des Massenkonsums waren und sich kaum jemand dafür interessiert hat. Man kaufte diese einfach bei Bedarf und war sich ihrer enormen Relevanz gar nicht so bewusst. In der nächsten Szene fängt die Corona-Krise langsam an und die Supermärkte und Discounter beschließen, eine ,,Einkaufswagen-Pflicht’’ einzuführen, damit der Mindestabstand besser eingehalten werden kann. Es erscheint die erste Figur- ein sogenannter ,,Stick-Bot’’. „Stick-Bots“ sind kleine menschenähnliche Figuren mit Saugnäpfen, die unter anderem auch für Stop-Motion Filme eingesetzt werden. Ihre Gelenkigkeit bringt eine Dynamik in die Filme hinein.

 

Für meinen Stop-Motion Film klebte ich auf dem roten Stick-Bot schwarze Wollfäden auf den Kopf, um das Selbstbild von mir darzustellen.

Zunächst hole ich mir in dem Film einen Einkaufswagen und gehe in den Discounter ,,Lidl’’ hinein, der auch bei mir im realen Leben um die Ecke ist. Damit brachte ich die Alltagssituation für mich selber noch intensiver mit ein.

Dort angekommen, hole ich mir Produkte aus den noch gefüllten Regalen. Soweit alles in Ordnung. Nun begebe ich mich auf den Weg, um Toilettenpapier zu holen. Ich bin erleichtert, zu sehen, dass noch eine Packung übrig geblieben ist, da die Paletten dort bereits alle geleert sind. Doch plötzlich erscheint auf der anderen Seite ein weiterer Kunde mit seinem Einkaufswagen. Dieser hat dasselbe Ziel wie ich. Wir realisieren die Situation und stürzen uns beide auf die letzte Packung Toilettenpapier.

Dies artet in einen Kampf aus. Ich empfinde sehr viel Wut und finde es ungerecht, denn eigentlich war ich zuerst in der Abteilung, um mir das Toilettenpapier zu holen. Wir gehen aufeinander los und kämpfen um die letzte Packung Toilettenpapier. Unglücklicherweise zerreißt währenddessen die Packung Toilettenpapier und die Toilettenpapierrollen fallen heraus, sodass keiner von uns den Kampf gewinnt. Der Stop-Motion Film endet damit, wie wir beide auf dem Boden liegen und sich eine große Enttäuschung in uns breit macht.

 

Neben den Stick-Bots verwendete ich Fotografien von ,,Lidl’’, um die Szenen realitätsnah darstellen zu können. Dafür nutze ich Außenaufnahmen und Aufnahmen von vollen und leeren Regalen und Paletten. Für die Toilettenpapierrollen und die Mehlpackungen nutzte ich Knete und Klebeaugen, um einen lustigen Aspekt einzubauen. Außerdem setzte ich auch Miniatur-Einkaufswagen, Miniatur-Paletten und Miniatur Strand-Utensilien ein, die meine lustige Darstellung der Szenen unterstützen sollten. Als „Bühne“ nutzte ich einen Pappkarton. Zum Befestigen der Utensilien setzte ich Patafix ein.

Es war relativ schwierig, diese Miniatur-Utensilien zu finden, weil fast alle Produkte erst Mitte Juni hätten geliefert werden können. Ich musste daher sehr lange suchen.

 

In der zweiten Skizze im Wohnzimmer stelle ich dar, wie mein Nachbar in den Nachrichten meinen Kampf um die letzte Toilettenpapierpackung sieht und sich darüber erbost, wie weit Menschen für Toilettenpapier gehen können. Wir wurden währenddessen anscheinend von einem Kunden gefilmt, der das über „Social Media“ verbreitet hat und es dieses Video bis zu den Nachrichten geschafft hat.

 

Solche Fälle sind jedoch nicht selten seit der Pandemie. Viele Kassiererinnen und Kassierer oder andere  Mitarbeiter von Discountern und Supermärkten wurden in den vergangenen Wochen schlecht behandelt,  da es ein Abgabelimit der Produkte gab und sich nicht jeder Kunde daran halten wollte. Daher kam es zu vielen Auseinandersetzungen. Ob zwischen Kunden oder Kunden und Kassierern- viele Konflikte eskalierten, sodass diese gefilmt wurden und auf den Social Media Plattformen an Reichweite gewonnen haben. Dies führte dazu, dass diese Problematik immer mehr zu einem Diskussionsthema wurde.

 

Im Allgemeinen thematisierte ich den Massenkonsum während der Corona-Krise und kritisierte diese zugleich. Ich selber positionierte mich in dem Film als die Unschuldige, da ich mich nicht so auf das Toilettenpapier gestürzt hätte, wenn der andere Kunde nicht dasselbe Ziel verfolgt hätte. Ich möchte schneller sein und zu Hause nicht nach Toilettenpapierersatz suchen müssen. Horten ist nicht meine Absicht.

Mittlerweile gehören die Menschen, die Rücksicht auf ihre Mitmenschen nehmen und keine Hamsterkäufe tätigen, auch zu den Helden unserer Zeit. Natürlich sind die wahren Helden aber alle Beschäftigten im Gesundheitswesen, bei der Polizei, im Lebensmittelhandel und  auch alle Menschen, die trotz der Ansteckungsgefahr in ihren Berufen weiterarbeiten müssen. Diese Menschen verdienen unseren Respekt und unsere Anerkennung.

 

Meinen Stop-Motion Film zog ich bewusst ins Lächerliche und ins Übertriebene. Es stellt sich daher nun die Frage, ob diese Situation nicht doch mit einer Ernsthaftigkeit gesehen werden sollte. Mein Ziel war es, zwar über diesen Film lachen zu können, sich aber auch zu fragen, ob das denn wirklich so absurd, komisch oder realitätsfern ist! Nein, keines von alledem. Haben wir nicht von den Berichten gelesen, wie sich Menschen um Toilettenpapier und Mehl stritten? Gab es deswegen in den Discountern und Supermärkten keine Auseinandersetzungen wie jetzt wegen der Maskenpflicht?

 

Dieser Film soll die Menschen zum Nachdenken anregen. Es soll nicht vergessen werden, wie hilflos und panisch wir in der Anfangsphase der Pandemie waren und welche Fehler wir gemacht haben. Es soll nicht vergessen werden, wie egoistisch manche Menschen gehortet haben, ohne Rücksicht auf die Mitmenschen zu nehmen. Er soll aber auch zeigen, wie schnell sich Menschen wegen einer Nichtigkeit streiten können und der Film soll einen Denkanstoß dazu geben, was man bei der nächsten Pandemie anders und besser machen könnte.